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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 7 – History in the making...

Baum-Darstellung

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  1. #9
    "Bewegt eure Ärsche RAUS jetzt!”

    Ein letzter Blick zwischen Haile, Raoul und Eryn. Dann stiegen sie vom Jeep, das Päärchen schwungvoll und energisch, doch Eryn knickte schon hierbei ein. Sie sah ihre Freunde vorrennen. "Es ist noch zu früh!”, trieb sich die Schönheit selbst an und drückte die Beine durch. Sie musste dafür sorgen, dass Shengs Tochter genug Raum hatte, um zu fliehen.

    "HEEEEEEEEEEEEEEEEEEEY!”, brüllte sie mit bebendem Brustkorb, sich die Seele aus dem Leib schreiend, die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich ziehend. Es funktionierte. Zumindest ein Teil von ihnen ließ von Haile ab. Sie mussten spüren, dass es sich bei der 25-Jährigen um eine von ihnen handelte. Oder bald handeln würde.

    Und dann trat sie Schritte nach vorne. Jeder dieser Schritte brannte, machte sie fertig. Doch sie hatte keine Wahl. Sie kämpfte für etwas und gegen etwas. Sie konnte noch nicht aufgeben. Und so zog Eryn ihr Gewehr von der Schulter und lief immer mehr Schritte, weg vom Jeep, weg von Kerosa, von der rettenden Sicherheit einer Rückreise. Der erste ihrer Feinde erfuhr einen Kopfschuss, den zweiten traf sie erst in der Schulter, warf ihn ein, zwei Schritte zurück, bevor auch er in den Kopf getroffen wurde und liegen blieb. Sie hatte Übung darin bekommen. Doch die Barfrau war nicht mehr so wendig, nicht mehr so schnell. Als zwei der Hünen auf sie zustapften, riss sie die Waffe herum, traf einen davon, doch der Zweite raste auf sie zu, bis sie keinen Ausweg mehr sah, als sich fallen zu lassen. Springen war unmöglich. Wie ein wilder Stier raste er einige Meter an ihr vorbei und machte erst dann kehrt, setzte wieder zum Rennen an. Mehrere Male scheiterte die Kellnerin am Aufstehen, bis es ihr mit zitternden Armen und Beinen gelang. Doch das Gewehr fiel ihr aus der Hand. Sie war schutzlos.

    Doch dann warf sich jemand gegen ihren Feind. Einer von ihnen. Ein Kultist kämpfte gegen den Riesen aus den eigenen Reihen, warf ihn um und vergrub die massiven Fäuste im Gesicht ihres Aggressors. Eryn sah dabei zu, verwirrt. Immer mehr Schläge trafen ihren Angreifer ins Gesicht, bis ihr Retter sich sicher war, dass er sich nicht mehr rührte.

    Es vergingen die längsten Sekunden, bis er aufstand. Er wandte sich um zur Frau, die so schwach und hilflos vor ihm stand. Und dann gingen die Finger, an denen sich schon Mutationen gebildet hatten, an die irgendwie bekannte, grün lackierte Maske, klemmten sich kraftvoll darunter und warfen sie von seinem Gesicht, die Kapuze folgte. Und Eryn stockte der Atem.

    ~~~



    ~~~


    Die Erinnerungen holten sie ein wie ein Sturm, der über die sandige, staubige Welt fegte. Die Welt, in der sie so viele Menschen hat kennen lernen dürfen, die gut zu ihr waren. Die Welt, in der sie zu diesen Menschen - und insbesondere zu dem, der da vor ihr stand - lange Zeit nicht gut gewesen war. Doch das war eine Eryn der Vergangenheit. Evi hatte es gesagt. Raoul hatte es gesagt. Sie wusste es selbst. Sie war nicht mehr dieser Mensch. Sie war besser als das. Sie sah es ein. Und die Welt gab ihr die Möglichkeit, am Ende für den da zu sein, den es immer am Schlimmsten getroffen hatte.

    Sie sah den Mann an, den sie verloren geglaubt hatte, und fiel ihm in die Arme, inmitten der tobenden Schlacht, in dessen Epizentrum Haile sich mit Georgina messen würde. Eryn hatte die Feinde von ihrer Freundin weglocken wollen und damit ihren größten Schatz zu sich geholt. Bedrohliche Gestalten wankten in geifernder Entschlossenheit auf sie und ihren Boss zu, der so viel mehr war als das. Sie fauchten, schrien Unverständliches, Wirres, das wohl nur sie verstanden.

    "Ich bin so froh!", schluchzte sie und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Ihre Augen brannten und der dreckige Stoff dessen, was er trug, fing ihre Tränen auf. Sein Gestank war übler als je zuvor, doch nichts hätte der Irin egaler sein können. Sie war bei ihm. Er war bei ihr.

    "Ich liebe dich, Derreck," schrie sie ihn an, mit all der Kraft, die sie noch besaß. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und mit diesen nach dem Stoff gegriffen, der an seiner Haut hing, schüttelte den Mann, dem sie all die Zeit Unrecht getan hatte und der auch dies mit sich machen ließ, an all das doch schon so lange gewöhnt. "Ich liebe dich!", wiederholte sie. Was auch passierte - das musste er wissen. Wäre da mehr Zeit gewesen, hätte sie es ihm hunderte Male mehr gesagt, wie so viel mehr. Doch in den wenigen Sekunden, die sie besaßen, konfrontierte sie ihn hektisch mit dem Wichtigsten. Er musste nicht wissen, was sie im Fawyerland getan hatte, um ihn zu rächen. Es war ohnehin lächerlich gewesen. Jetzt war nur Zeit für das Schöne.

    "Derreck, ich bin kein Spielzeug. Nicht mehr. Ich bin keine Strafe. Ich will keine Strafe sein." "Eryn!", unterbrach Derreck sie. Noch immer waren die beiden umzingelt von Feinden, solchen gleicher Größe und auch Hünen. Und beide Infizierten waren sich dem bewusst. "Dich... hier zu sehen ist das größte Geschenk. Du bist das größte Geschenk. Aber... aber... wir sollten...", fing er an und brachte die eigene, riesengroß gewordene Hand an die Schultern seiner Geliebten, drückte sie von sich weg und deutete dann auf die Monster, die vor ihnen immer näher kamen, keine Zeit zu haben schienen für das, was die beiden verband. Keine Geduld. Die Barfrau schüttelte mit dem Kopf.



    "Nein, Derreck."
    "Was?"
    "Nein."
    "Aber..."
    "Ich kann nicht mehr."

    Es war keine Lüge, keine Floskel. Nichts von dem, was man sagte, wenn man sich überfordert fühlte. Sie war am Ende ihrer Kraft und es überkam sie plötzlich. Der Kampf gegen das Gift in ihrem eigenen Körper hatte sie schwach gemacht. Sie hatte es bis hierher geschafft, doch jetzt verlor sie. Derreck verstand sofort. Er wusste, dass sie Recht hatte. Und er wusste, dass es ihm nicht anders ging. Noch sträubte er sich. "Aber, Eryn, i-..." - "Alles was mich in den letzten Stunden am Leben gehalten hat, war die Hoffnung, dich sehen zu können, wenn das alles vorbei ist. Dir sagen zu können, dass mir alles Leid tut. Ich war fürchterlich, gerade zu dir. Es ist noch immer eine Qual, mit meiner Vergangenheit zu leben. Aber es ist okay, mit dieser Gegenwart zu sterben." Wieder öffnete sich sein Mund, wieder wollte er protestieren, doch sie hinderte ihn daran. Ihre Lippen pressten sich auf die seinen, fast schmerzhaft küsste sie ihn, doch voller Leidenschaft. All die Zeit, die sie ihn verletzt hatte, ihn verhöhnt und erniedrigt. All das verlor an Gewicht, in diesen letzten Sekunden, die sie gemeinsam verbrachten. Und als sich der schier endlose Kuss löste, hatte Derreck es verstanden. "Ich liebe dich auch."

    Nie hatte ein Satz mehr Glück in ihr ausgelöst. Nie war ihr so warm ums Herz gewesen wie in diesem Moment, in dem das Gift alles dafür tat, es zu erkalten. Es war der Anfang ihrer Liebe und das Ende ihres Lebens. So unterschiedlich die beiden waren; nun schlugen ihre Herzen im selben Takt. Sie konnte nur hoffen, dass Evi und Raoul Recht behalten haben, dass sie wirklich zu einer Heldin geworden war. Dass auch dank ihr die Welt in Zukunft zu einem besseren Ort werden würde, an dem andere nicht durchmachen mussten, was sie und ihre Freunde zuletzt erlebt hatten. Sie wünschte sich, dass sich jemand um Snowball kümmern würde, die Katzendame, deren junges Leben so grausam begann, als lebendiger Köder für ein Zombie. Sie hoffte, dass die treue Vierbeinerin jemanden so akzeptieren und mögen würde, wie sie es mit der Frau getan hatte, die zuvor nie gut mit Tieren konnte. An diese Hoffnungen klammerte sich Eryn, wie sie sich an den Besitzer des Pubs klammerte, in dem sie so viel Zeit verbracht hatte. Doch sie war sich sicher. Die anderen waren stark. Sie würden es schaffen. Evi, ihre beste Freundin, und all die anderen. Sie würden es schaffen. Und so gerne sie das auch selbst mit angesehen hätte, so sehr reichte es doch, einfach nur davon zu wissen. Und wenn es ihr nicht verwehrt blieb, würde sie von oben dabei zusehen.

    "Will, ich komme...", sprach sie leise zu sich selbst, mit einem Schmunzeln auf den Lippen. "Und ich bringe jemanden mit."

    Ein Lächeln, zwei Gesichter. Ein letzter Blick zu den Feinden, dann nur noch Augen für sich. Wieder trafen sich ihre Lippen, dieses Mal sanft. Das letzte, was Eryn sah, war das Gesicht des Mannes, das sie so lange Zeit als hässlich empfand und doch war, was sie nun sehen wollte. Die Augenlider schoben sich nach unten. Nur noch schwarz. Keiner der beiden konnte sagen, ob es die wuchtige Pranke eines Kultisten oder seine Axt war, die das Paar in ihrer letzten Umarmung traf und vom Boden schleuderte.

    Eryn wusste, dass sie starb. Doch nichts hätte der Irin egaler sein können. Sie war bei ihm. Er war bei ihr.

    Geändert von MeTa (19.11.2015 um 14:02 Uhr)

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